Donnerstag, 17. August 2017

Von fehlendem Gepäck, Duschen ohne Dusche und "Merdeka!"

Als ich vorgestern im Zug zum Frankfurter Flughafen saß, wusste ich noch nicht so recht, was mich hier in Indonesien genau erwarten würde. Natürlich habe ich mir schon viele Gedanken darüber gemacht und eine super Vorbereitung gehabt, dennoch war das alles noch nicht so richtig vorstellbar, einfach noch so weit weg.
Erst im Flugzeug, habe ich dann so langsam mal realisiert, dass ich jetzt wirklich ein Jahr lang weg sein werde. Einfach so. Raus aus Deutschland und auch raus aus der Komfortzone, bedeutet das. Der Flug war lang und anstrengend und da ich nicht gerne fliege war er für mich auch sehr nervenaufreibend. Die Zeit im Flugzeug zog sich dahin, ich hatte das Gefühl, sie würde nie vergehen.

Gestern um 21 Uhr (Ortszeit) kamen wir dann endlich in Medan, das ist eine Stadt auf Sumatra, an. Unsere Koffer allerdings nicht. Meine Mitfreiwillige Doreen ist die einzige, die ihr Gepäck bekommen hat, das von Fabia, Sonja und mir ist in Singapur hängen geblieben. Aber eine nette Mitarbeiterin am Flughafen meinte, wir würden unsere Koffer morgen nachgeliefert bekommen, sie kümmere sich darum. So ging es für uns dann erstmal ohne Gepäck weiter. Die erste Woche (oder 5 Tage? Oder 10 Tage? Das weiß keiner so genau!) sind wir noch zu viert auf unserem Einführungsseminar hier auf Sumatra, irgendwo bei der Stadt Siantar.
Am Flughafen in Medan wurden wir von zwei Indonesischen Schwestern abgeholt, die uns einen Minibus samt Fahrer organisiert hatten, mit dem wir dann alle zusammen noch drei Stunden bis Siantar gefahren sind. Da es hier im Straßenverkehr nicht viele (für mich erkennbaren) Verkehrsregeln gibt, war die Fahrt sehr abenteuerlich. Der Job des Fahrers war es eigentlich, die langsameren Autos und die vielen Motorräder zu überholen und gleichzeitig den entgegenkommenden Fahrzeugen und den vielen Schlaglöchern auszuweichen. Und dabei lief dann noch indonesische Musik im Auto. War witzig.
Die erste Stunde in dem Minibus hatte ich etwas Angst um mein Leben, die zweite Stunde war ich nur noch angespannt und ab der dritten Stunde habe ich dem Fahrer einfach vertraut und war heilfroh, dass uns Freiwilligen verboten wurde, selbst in Indonesien Auto zu fahren.

Todmüde kamen wir schließlich in Siantar an, wo uns dann erst mal ganz stolz ein extra für uns gebackener Kuchen präsentiert wurde. Wir wollten nicht unhöflich sein, also saßen wir da, um ein Uhr nachts und haben mit einer indonesischen Schwester Kuchen gegessen. Danach ging es dann aber endlich in das lang ersehnte Bett.

Heute, am 17. August, ist in Indonesien ein großer Feiertag, an dem die Unabhängigkeit Indonesiens gefeiert wird. Daher war hier schon früh morgens viel los und noch als wir im Bett lagen, konnten wir durch das Fenster draußen viele Leute die Nationalhymne singen hören. Aber bevor wir uns zu den fröhlich feiernden Menschen gesellten, wollten wir erst mal duschen. Was in Indonesien allerdings eine etwas andere Bedeutung hat als in Deutschland. Unter "duschen" versteht man hier, sich neben den Abfluss im Badezimmer zu stellen und sich mit einer Schöpfkelle das aufgefangene Regenwasser über den Kopf zu kippen. Diese Variante ist immerhin wassersparend und erfüllt schließlich auch den  Zweck einer Dusche. 
Doreens und mein Badezimmer
Nach dem Frühstück sind wir dann zu der Unabhängigkeits-Feier gegangen, bei der verschiedene Gruppen in Spielen gegeneinander angetreten sind. Außerdem wurde viel gesungen und getanzt, bei jeder Gelegenheit wurde laut "Merdeka!" (deutsch: "Freiheit!") gerufen und alle hatten sichtlich Spaß.

Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Tage hier und werde bestimmt bald wieder was zu berichten haben.

1 Kommentar:

  1. Der Blog ist sehr spannend geschrieben. Ich freu mich schon auf den nächsten Eintrag!
    Deine Mama

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