Mittwoch, 4. Juli 2018

Von Autofahrten, diversen Reisen und Abschieden

Sehr, sehr lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen, das tut mir Leid. Es ist unglaublich viel passiert in der Zwischenzeit, sogar mehr als mir lieb war. Ich werde mein Bestes geben, jetzt die wichtigsten Ereignisse hier zusammenzufassen, aber erst mal der Reihe nach:

Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen war nicht mehr viel los im Projekt, die meisten Kinder waren zuhause bei ihren Familien. Eine Schwester, die gerade Autofahren lernte und schon ein paar Fahrstunden hatte, kam auf die Idee mit dem Auto einen gemeinsamen Ausflug zu machen - Doreen und ich, ein paar andere Schwester, ein Junge aus dem Projekt, der noch nicht abgeholt worden war, der Fahrlehrer und die Familie des Fahrlehrers waren mit von der Partie. Wir fuhren immer an der Küste entlang mehrere Stunden bis in den Norden von Nias, wo wir an einem wunderschönen Strand eine Mittagspause einlegten, unseren mitgebrachten Reis aßen und die Umgebung genossen. Anschließend ging es wieder zurück bis nach Fodo in unser Projekt.
Mittagspause am Strand


Silvester: Lagerfeuer am Strand
 Ein paar Tage später fuhren Doreen und ich mit einer Schwester zum Flughafen, um Fabia abzuholen. Sonja wurde leider kurzfristig krank, so traten wir unseren geplanten Urlaub auf Nias nur zu dritt an. Zuerst fuhren wir in den Süden von Nias, wo wir die ersten paar Nächte in einem Bungalow an einer schönen Bucht verbrachten. Wir genossen die Ruhe, die freie Zeit und Möglichkeit, ausschlafen zu können. Auch Silvester verbrachten wir dort - es gab ein großes Lagerfeuer und pünktlich um Mitternacht starteten wir mit einem Strandspaziergang in das neue Jahr.
traditionell niassische Häuser in Bawömataluo
Unsere Reise führte uns weiter in das Dorf Bawömataluo, wo wir die traditionell niassischen Holzhäuser sehen konnten, die angeblich komplett ohne Nägel und Schrauben zusammengesteckt werden. Besonders eindrucksvoll war das große Königshaus, in das wir auch hineingehen durften. Wir blieben allerdings nur ca. eine Stunde in Bawömataluo, danach ging es weiter in den Westen und von dort aus mit einem Mini-Boot zwei Stunden übers Meer nach Pulau Asu, einer ganz kleinen Insel vor Nias. Auch auf Asu mieteten wir einen kleinen Bungalow am Strand und eine Nacht schlief ich sogar draußen in der Hängematte, weil ich das schon immer mal gerne tun wollte. Ansonsten genossen wir die fast schon "einsame Insel", den weißen Sandstrand und das türkisfarbene Meer. Aber nach ein paar Tagen hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen und wir fuhren mit einem Speedboot in nur 20 Minuten wieder zurück nach Nias, wo wir die letzte Nacht noch in Sirombu, an der Westküste, verbrachten, bevor wir vollends am nächsten Morgen mit einem Kleinbus nach Fodo in unser Projekt zurück fuhren. Einen Tag später mussten wir uns leider von Fabia auch schon wieder verabschieden und sie zum Flughafen bringen.
Traumstrand auf Pulau Asu
In den nächsten Tagen kamen nach und nach die Kinder von ihren Familien zurück und das Rehazentrum füllte sich langsam aber sicher wieder. Ebenso kamen die Mitarbeiter wieder, bis auf zwei, die wir vor unserem Urlaub schon verabschiedet hatten. Dafür kamen zwei neue Mitarbeiterinnen ins Projekt, die sehr schnell von allen aufgenommen wurden.
gemeinsam mit ein paar Kindern beim
morgentlichen Spaziergang
Der normale Arbeitsalltag stellte sich langsam wieder ein, ab und zu unterbrochen von gar nicht so wenigen Weihnachtsfeiern. Dass es hier so viele Weihnachtsfeiern nach dem eigentlichen Weihnachten gab, verwirrte Doreen und mich etwas, aber die Feiern in der Aula des Dorfes oder in der Stadt Gunungsitoli waren eine nette Abwechslung und meist wurden am Ende noch ein ganzer Haufen an Geschenken verlost und es gab leckeres Essen.
Da die Schwester, die bisher für die Arbeit in der Küche zuständig war, für zwei Monate nach Siantar reiste, kam von dort eine neue Küchenschwester für die Zeit in unser Projekt. Da sie am Anfang noch nicht so recht wusste, welche Aufgaben sie mir geben kann/ soll, gab sie mir oft schon früher frei, was ich nutzte um zu Doreen ins Spielzimmer zu gehen und mich mit den Kindern zu beschäftigen, die sich auch immer sehr gefreut haben, wenn ich spontan dazu kam. Unter anderem haben wir das genutzt, um die Mappen, die wir jedem Kind zu Weihnachten  geschenkt haben, mit den Kindern gemeinsam zu bemalen und zu bekleben.

Nach einer kurzen Krankheits-Welle, durch die fast das komplette Projekt eine Woche lang Bauchweh und Durchfall hatte (wenn so viele Menschen so eng zusammenleben, verbreitet sich eine Krankheit nunmal rasend schnell) ging es für Doreen, Fabia, Sonja und mich Anfang Februar auch schon nach Singapur, um ein neues Visum zu beantragen. Nach einem halben Jahr mal wieder in einer großen Stadt zu stehen, Hochhäuser zu sehen, sich im Auto anzuschnallen, eine Klospülung zu haben, etwas anderes als Reis zu essen und warm duschen zu können war irgendwie überwältigend und so… na ja, anders eben. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr ganz genau, was ich an dem ersten Tag in Singapur dachte oder fühlte, aber ich bin mir sicher, ich könnte es sowieso nicht in Worte fassen.
Singapur
Insgesamt hatten wir eine Woche Zeit in Singapur und als wir (mit kleinen Anfangsschwierigkeiten) nach wenigen Tagen unser neues Visum in den Händen hielten, konnten wir den Rest der Woche entspannt die Stadt erkunden, einkaufen, Sehenswürdigkeiten besuchen. Dann hieß es auch bald schon wieder Tschüss Singapur - Willkommen zurück in Indonesien!

Da Mitte Februar schon unser Zwischenseminar in Siantar anstand, hätte es sich für Doreen und mich nicht gelohnt, davor noch einmal zurück nach Nias zu gehen, so beschlossen wir alle vier gemeinsam noch eine Woche Urlaub im Dschungel von Sumatra zu machen. Wir unternahmen eine dreitägige, geführte Dschungel-Tour, bei der wir Orang-Utans und andere Tiere des Regenwalds sehen konnten und auch zwei Nächte in einem Unterstand in der Wildnis verbrachten. Vor und nach der Tour waren wir in netten kleinen Bungalows in Bukit Lawang, einem Ort am Rande des Regenwalds, untergebracht und konnten relaxen.



Zu unserem Zwischenseminar in Siantar kamen extra zwei Teamer unserer Entsendeorganisation aus Deutschland. Gemeinsam mit vier Freiwilligen einer anderen Entsendeorganisation (die in Thailand und Osttimor arbeiteten) redeten wir über die vergangene Zeit, über Probleme, Fragen und vieles mehr. Etwa in der Mitte des einwöchigen Seminars wurde die Entscheidung getroffen, dass ich leider aus verschiedenen Gründen zurück nach Deutschland muss. Ab da ging alles ziemlich schnell - noch einmal die wichtigsten Dinge machen (ein Indonesien-Shirt kaufen, Durian - die berühmte Stinkfrucht - probieren und die besten indonesischen Süßigkeiten in großen Mengen einkaufen), zurück nach Nias fliegen und meine Sachen packen. Mich von jedem Ort, der mir was bedeutet hat, bewusst verabschieden, ein letztes Mal in meinem Zimmer schlafen, ein letztes Mal im Spielzimmer mit den Kindern spielen.
Ich - etwas überfordert beim Vortragen
meiner Abschiedsrede
Am letzten Abend fand eine Überraschungs-Abschiedsfeier für mich statt, bei der unter anderem die Kinder, aber auch die Mitarbeiter und älteren Patienten für mich gesungen haben, einige Reden gehalten wurden und es das wahrscheinlich größte Buffet gab, das ich in meinem halben Jahr in Indonesien gesehen habe. Ich habe mich über die gelungene Abschiedsfeier sehr gefreut, war total gerührt, traurig und emotional ein bisschen überfordert. Am nächsten Morgen hieß es dann wirklich von allen Abschied nehmen, jedes Kind noch einmal knuddeln und dann ging es auf zum Flughafen, wo ich mich dann auch von Doreen verabschieden musste. Mit den beiden Teamern flog ich schließlich zurück nach Deutschland, wo ich am 1. März ziemlich erschöpft landete.
entstanden am letzten Abend im Projekt
Nun bin ich schon seit einiger Zeit wieder in Deutschland, habe mich an die meisten Dinge wieder gewöhnt und bin sehr froh, die Zeit - auch wenn es leider nur ein halbes Jahr war - in diesem wundervollen Projekt auf Nias verbracht haben zu dürfen. Ich vermisse die Kinder immer noch sehr, hatte eigentlich noch so viel mit ihnen vor, wozu ich jetzt nicht mehr gekommen bin, empfinde es aber auch als riesen Glück, dass ich die Kinder kennenlernen und mit ihnen arbeiten durfte.
Sie werden auf jeden Fall für immer in meinem Herzen bleiben.