Freitag, 21. Juli 2017

Von Kuchen, Jakobskreuzkraut und Luftballons

Letztes Vorbereitungsseminar und Aussendungsfeier in Salzkotten


Als ich am Dienstagnachmittag nach einer langen Zugfahrt endlich in Salzkotten angekommen bin und erst mal ein großes Stück Kuchen bekommen habe, habe ich mich sofort wieder wohl und angekommen gefühlt. Ich habe mich auch riesig gefreut, die Teamer und natürlich die anderen Freiwilligen, die gleichzeitig mit mir in den verschiedensten Ländern ihr MaZ-Jahr verbringen werden, wieder zu sehen. Wir sind zusammen insgesamt siebzehn Freiwillige dieses Jahr – vierzehn Mädchen und drei Simons. Dieses fast zweiwöchige Abschlussseminar war das letzte von insgesamt fünf Seminaren, in denen wir uns gegenseitig sehr gut kennenlernen konnten. Nach all der gemeinsam verbrachten Zeit hat es sich allerdings eher angefühlt, wie eine ziemlich anstrengende (aber schöne!) Klassenfahrt.



Ich glaube es ist fast unmöglich, zwei so intensive Seminarwochen in einem Blogeintrag zusammenzufassen, aber ich gebe mein Bestes: Jeder Tag begann mit einem Morgenimpuls, den die Teamer – passend zu den Themen für den jeweiligen Tag – für uns vorbereitet haben und endete mit einem Abendimpuls, den immer zwei aus unserer Gruppe zusammen vorbereiten sollten. Meine Mitfreiwillige Doreen und ich waren ziemlich am Anfang des Seminars dran und ich fand unseren Abendimpuls auch ziemlich gelungen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ihn quasi von meiner Religionslehrerin geklaut habe (falls Sie das hier lesen, Frau Teufel: diese Traumreise-Geschichte mit dem Steintisch und dem Teppich war echt sehr schön, danke dafür!). Es ging darin hauptsächlich um Vertrauen, auch wenn Dinge ungewiss oder nicht sicher erscheinen. Ich finde, man kann das sehr gut auf unser kommendes Jahr im Ausland übertragen, das sicher auch in vielerlei Hinsicht ungewiss ist und sein wird.

Die restliche Zeit des Seminars war meist mit „Lerneinheiten“ durchgeplant, in denen wir an verschiedenste Themen auf spielerische Art und Weise herangeführt wurden. Unter anderem wurden Themen behandelt, wie zum Beispiel Selbsterfahrung, Glaube und Gottesbild, Abschied und Tod, HIV/ Aids, Rolle Mann-Frau, Entwicklungszusammenarbeit, globales Lernen, Gewalt- und Krisensituationen, Konflikte, Stress und Stressbewältigung. Und die Selbstreflexion nach jeder Einheit, die durfte natürlich auch nicht fehlen! Es entstanden sowohl während den Einheiten selbst, als auch beim abendlichen Zusammensitzen im Aufenthaltsraum sehr schöne Gespräche mit allen möglichen Leuten, wofür ich sehr dankbar bin.


Um auch mal ein bisschen Abwechslung in den Seminar-Alltag zu bringen, wurden diverse Ausflüge unternommen; am dritten Tag sind wir alle gemeinsam mit den älteren Ordensschwestern aus dem Kloster Salzkotten zur Landesgartenschau gefahren. Jeder bekam eine Schwester im Rollstuhl zum Schieben, so entstanden viele tolle Begegnungen und interessante Gespräche. Damit das mit dem Rollstuhl-Schieben auch wirklich klappt, haben wir uns am Tag zuvor schon einmal an und in den Rollstühlen ausprobieren dürfen, was allen sichtlich Spaß gemacht hat, auch wenn wir uns dabei bewusst wurden, wie sehr so ein Rollstuhl eigentlich einschränkt.



Nach einer kurzen Seminar-Unterbrechung meinerseits, während der ich „mal eben“ mit dem Zug nach Hause gefahren bin, um mir ganz offiziell mein Abiturzeugnis abzuholen, gab es auch schon bald einen erneuten „Abend der Begegnung“ mit den Franziskanerinnen, die in dem Kloster leben. Es wurde viel geredet und gelacht und letztenendes bekam sogar jeder von uns Freiwilligen eine Patenschwester, die mit dem Freiwilligen das Jahr über Kontakt halten wird und die dadurch, und im Gebet, besonders für ihn/ sie da sein wird.



Die meiste Zeit hatten wir mit dem Wetter sehr viel Glück, doch an einem Tag regnete es ununterbrochen in Strömen. An genau diesem Tag machten wir einen Ausflug auf einen Biobauernhof, der von einem Ehepaar geführt wird, das aus zwei ehemaligen MaZlern besteht (zugegeben, drei wäre auch komisch!). Bereits nach der Führung über den Bauernhof waren alle pitschnass. Aber offensichtlich noch nicht nass genug, denn der zweite Teil der „Erlebnispädagogik auf dem Bauernhof“ bestand darin, dass wir alle zusammen das giftige Jakobskreuzkraut auf einer Wiese ausreißen sollten. Auch wenn ich bis vor kurzem noch nicht einmal wusste, dass es Jakobskreuzkraut überhaupt gibt, werde ich wahrscheinlich nie wieder vergessen, wie das aussieht!


Am 15. Juli stand dann unsere Aussendungsfeier an. Familie und Freunde von allen Freiwilligen kamen zusammen, um das Fest gemeinsam zu feiern. Sehr emotional ging es schon morgens in dem von uns Freiwilligen organisierten Gottesdienst los, während dem alle Anwesenden ihre Wünsche für uns auf kleine Zettel schreiben konnten. Außerdem sorgten wir für kleine Musik-Einlagen, schenkten unseren Eltern einen selbst gestalteten Blumentopf samt Saatgut und bekamen letztendlich auch selbst etwas von den Teamern zum Abschied überreicht.




Nach dem Gottesdienst wurden noch einmal alle Einsatzstellen von ehemaligen Freiwilligen vorgestellt, danach gab es erst noch einmal ganz viel Kuchen. Zum Abschluss schauten wir uns gemeinsam Fotos an, die während unseren Seminaren so entstanden sind und ließen dann auch endlich die im Gottesdienst auf Zettel geschriebenen Wünsche an Luftballons in den Himmel (wahlweise auch in den nächsten Baum) steigen.






Auch wenn der Abschluss wunderschön war, fiel der Abschied von allen anderen aus der Gruppe sehr schwer. Wir haben zwar alle dasselbe T-Shirt, denselben Ring und dasselbe Armand, werden aber ab Mitte August auf der ganzen Welt verteilt sein und uns erst wieder beim Rückkehrer-Seminar sehen können. Ich bin mir allerdings sicher, dass bis dahin jeder von uns ein wunderschönes und einzigartiges Jahr erleben wird.